Die Chroniken von Canaan 2019

DER VERRAT

Hinter dem Titel „Der Verrat“ verbarg sich die LARP-Umsetzung der Erzählung von Joseph und seinen Brüdern (1. Mose 37,12ff). Ein Rückblick.

 

Der Hauptplot


Bei der Anreise: Ein weitläufiger Stammesverwandter tauchte auf und bat um Hilfe bei der Suche nach einem entlaufenen Schaf. Bereitwillig halfen ihm die Neuankömmlinge und lernten sich dabei ein wenig kennen. Plötzlich das „Mäh“ eines Schafes aus der Ferne. Aus dem Eingang einer Höhle kamen die Geräusche her. Mit der gebotenen Vorsicht nähert sich die Gruppe dem Höhleneingang (Hochseecontainer) und tritt ein. Hinter ihnen schließt sich die Türe unter höhnischem Gelächter: Gefangen (in einem „Escaperoom“) Erst zahllose Rätsel in einem ägyptisch anmutenden Raum später öffnet sich die Türe. Wer nach draußen tritt, wird niedergeschlagen und findet sich als als Sklave gefesselt wieder. Als Gefangene kommt die Gruppe beim „Schalit“, beim Herrscher an. Nach einer kurzen Einweisung in die neue Rolle als Sklaven folgt eine erste Herausforderung: Der Aufbau des eigenen Beduinenzeltes. Bei Musik und Tanz klingt der Abend aus.

Der folgende Tag ist geprägt durch Arbeit (s.u.) und immer wiederkehrend kleine Diebstähle und Überfälle kleiner marodierender Horden. Daher wird das Lager notdürftig gesichert. Die Gattin des Herrschers spinnt eine Intrige, was zum Rauswurf eines Familienclans führt. Die Nacht verbringen die beiden Gruppen getrennt.

Während die Teilnehmer im Hauptlager nächtliche Träume sehen, erhalten die Verbannten die Nacht über Hinweise zur Deutung. Der nächste Morgen führt beide Gruppen wieder zusammen. Der Austausch der erhaltenen Informationen, die Rückkehr der verräterischen Brüder (vom Anfang) und die Bereitschaft zur Vergebung und Versöhnung schenkt der Gesamtgruppe die Stärke die unbesiegbare Übermacht der Hungerkrieger zu brechen.

Bei einem orientalischen Festmahl, Musik und einer Feuershow klingt der Abend aus.

 


Leben und Arbeiten

Besondere Aufmerksamkeit wurde im Vorfeld einer möglichst zeitgenössischen Ausstattung und Gestaltung des Beduinenlagers gelegt. Insbesondere die Beschaffung von original Beduinenzelten aus den ursprünglichen Materialien (Ziegenschurwolle) erwies sich als große Herausforderung. (Der kleine Reisebericht Anlage 2 gibt einen kleinen Einblick). Bekleidung aus Baumwolle dürfte in damaliger Zeit eher die Ausnahme gewesen sein. Daher ist die verwendete Baumwoll- Ober- und Unterbekleidung. die Kopfbedeckung u.a. als bestmöglicher Kompromiss anzusehen. (Anlage 3) Von den geplanten Tätigkeiten konnten nicht alle in die Tat umgesetzt werden. Insbesondere die Schafhaltung konnte wegen der Sensibilität der Tiere leider nicht wie gewünscht umgesetzt werden. Für die kommenden LARPS wollen wir das Thema Schafhaltung mit -schur und -melken

neu angehen. Auch die Lebensmittelverarbeitung kann zukünftig noch mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. In vier Workshopphasen machen sich die Teilnehmer mit unterschiedlichen Tätigkeiten bekannt:

 

Wollverarbeitung

Schurwolle in mehreren Schritten mit Pflanzenmaterial färben und trocknen. Die färbenden Materialien mischen, ansetzen, Wollfäden zugeben, das Feuer am Laufen halten, nach Abschluss des Färbeprozesses die Wolle dem Sud entnehmen, zum Trocknen aufhängen, trocken wickeln.

 

Die Teilnehmer bekommen einen Eindruck von einem der meistverwendeten Naturmaterialien der Zeit. Hierbei wird eine typische Fähigkeit des Altertums gelernt.

 

Webarbeiten

Wolle wird auf unterschiedlichen Webstühlen zu Tuch verarbeitet. – In der kurzen Zeit sind größere Tücher allerdings kaum realisierbar, so dass exemplarisch v.a. Stoffgürtel hergestellt werden. Das Aufspannen des Rahmens, Entdeckung unterschiedlicher Webmuster, Abspannen und Abnähen des fertigen Werkstücks erfordern Geduld und Geschicklichkeit. Auch die verschiedenen Webtechniken gehören zu den elementaren Errungenschaften menschlicher Zivilisation.

 

Lederarbeiten

Die Teilnehmer bekommen ein Materialgefühl für Leder. Sie planen ihren Gürtel oder Lederstück, wählen ihr Lederstück aus, messen das Material ab. Es folgt der Zuschnitt, Bearbeitung, Nahttechnik und Versiegeln.

Geübt werden dabei Konzentration, Fingerfertigkeit, das Gefühl für Haptik, Geduld und Kreativität

 

Die Teilnehmer entdecken Leder als einen multifunktionaler Werkstoff. Ob für Pferdegeschirre, Kleidung, Schuhe, Werkzeug. Die Einsatzmöglichkeiten sind bis heute vielseitig. Heute wie auch damals ist das Material in vielen Bereichen nicht weg zu denken.

 

Käseherstellung

Von der Schafmilch zum Frischkäse für´s Frühstück. Die Teilnehmer lernen den (auch hygienisch) sensiblen Herstellungsprozess kennen und überwachen: Ansäuern und ruhen, Schnittprobe durchführen, Verarbeiten des Bruchs und Trocknen bis hin zum abschließenden Würzen der Käsespeise.

Die Teilnehmer lernen die einzelnen Schritte der Käseherstellung ebenso kennen wie Hygieneregeln und die biologischen Prozesse, die hierfür nötig sind. Sie kennen die entsprechenden Gerätschaften.

Den Teilnehmern wird der Wert von natürlich hergestellten Milchprodukten wie Joghurt, Quark und Käse bewusst. Sie sind in der Lage, Frischkäse aus Milch selbst herzustellen.

 

Bogenschießen

Die Teilnehmer lernen die richtige, d.h. situationsbedingte Handhabung des Kurzbogens (stehend oder vom Pferd aus). Dazu wird die richtige Körperhaltung, eine Haltung der inneren Ruhe und Konzentration eingeübt, Intuition und Körpergefühl werden geschult.

Das Bogenschießen dient als Distanzwaffe zur Jagd, ggf. dem Angriff und der Verteidigung.

 

Drei weitere Fertigkeiten, die beim Bible-Larp eingeübt wurden, sind so weit entfernt von ihrem Äquivalent zu biblischer Zeit, dass sie hier nur summarisch erwähnt werden sollen: Kräuterbestimmung, -suche und Verarbeitung, Reiten mit Versorgung der Tiere und Umgang mit Schlagwaffen (Prügel, Äxte, Schwerter). – Alle drei Fertigkeiten waren zu alter Zeit relevant, unterscheiden sich jedoch in der praktizierten Weise wesentlich: Es wurden nur wenige, bei uns findbare Kräuter gesucht, die für Heilzwecke im Ernstfall keine Role gespielt hätten; die heute übliche Reitweise mit Einwirkung auf das Pferd durch Sitz, Schenkel und Zaumzeug wurde durch die Hethiter entwickelt. Um das Jahr 1300 v.Chr. wurde diese Reittechnik durch das hethitische Großreich in den ganzen Nahen Osten exportiert. So können wir etwa davon ausgehen, dass die Reitställe König Ahabs (870-851 v.Chr.) aus diesem Grund militärisch bedeutend waren. – 1750 v.Chr. wurden auch Pferde im Eselssitz geritten und das Hinterteil mit einem kleinen Stöckchen touchiert. Die Einwirkungsmöglichkeiten auf das Tier hielten sich so in engen Grenzen. Die verwendeten Waffen sind aus Schaumstoff um einen Glasfaserstab geschäumte Kunststoffwaffen. Mit ihnen kann nur geschlagen, niemals gestochen werden. Ihr Gewicht lässt nicht einmal erahnen, wie mühsam der Umgang mit dem Original ist. – Die so erlernten LARP-Kampftechniken wären im Ernstfall wenig praxistauglich.